Geschichten erzĂ€hlen ist mein Ding đ Gern schreibe ich Gedanken, Erinnerungen und Erfahrungen nieder, verpackt in kleinen Stories, die hoffentlich Freude beim Lesen bereiten. Hier erzĂ€hle ich ab und an eine Geschichte, die Ihnen Einblick in mein Leben, in meinen Beruf der Pferdefotografin gibt.
Den Anfang macht eine Story, die die Frage beantwortet, wie ich zur Pferdefotografie kam. Viel SpaĂ beim Lesen.
Wie kam ich zur Pferdefotografie?
Oft schon fragten mich Freunde, Bekannte und Kunden, warum und wie ich Pferdefotografin wurde. Dazu möchte ich hier auszugsweise eine Geschichte erzĂ€hlen, die im Roman âGrundglĂŒckâ nachgelesen werden kann.
… Es war mitunter so unsagbar schwer, der Wahrheit ins Auge zu schauen. Dem Rappen ging es schlecht. Dass das wunderschöne Tier leidet, permanente Schmerzen ertragen muss, nein, das wollte Lisa auf keinen Fall. Einfaches Schmerzmittel brachte schon gar keine Linderung mehr. Sie rief Cilly an und bat sie, in den Stall zum Rappen zu kommen. Die kam so schnell es ging, denn in Lisaâs Stimme schwang panische Dringlichkeit. Sie traf Lisa in der Box, mit vom Weinen verquollenen Augen.
âLisa!â, sagte Cilly sanft âWas ist passiert?â
âCilly, ich kann diesem tollen Pferd die starken Schmerzen nicht mehr zumuten. Der Doc hat ihm vorhin Morphium gespritzt, damit es etwas ertrĂ€glicher fĂŒr ihn ist.â Lisa kamen erneut die TrĂ€nen. âWir werden ihn morgen einschlĂ€fern.â
âAch Lisa …â Cilly nahm ihre Freundin in den Arm und sagte nichts mehr. Sie war einfach nur da. Und diese NĂ€he tat Lisa gut, sie beruhigte sich ein wenig.
Nach einer Weile fragte Cilly: âWeiĂt du, wie die traurigen Gedanken etwas gemildert werden?â
âNein, da kann ich mir beim besten Willen nichts vorstellen.â Lisa musste sich erst einmal die Nase putzen.
âStellâ dir vor, der Rappe geht ĂŒber eine RegenbogenbrĂŒcke. Er wird dabei immer stolzer und schöner. Sein Fell glĂ€nzt, er schreitet selbstbewusst voran. Seine MĂ€hne weht im Wind. Am Ende der BrĂŒcke wird es immer heller und plötzlich wiehert er mit allâ seiner Kraft. Dann dreht er sich noch einmal um, grummelt in deine Richtung. Genauso, wie er dich immer begrĂŒĂt hat, weil er wusste, du hast eine Karotte dabei. Er blickt lange zu dir, bevor er seinen Kopf majestĂ€tisch in Richtung des Lichts dreht und erhaben los trabt. Am Ende der RegenbogenbrĂŒcke ist die Wiese saftig grĂŒn und viele Pferde begrĂŒĂen ihn wiehernd. Er ist angekommen.â
âWie schön das klingt.â
…
Der Doc kam pĂŒnktlich. Das Pferd zitterte am ganzen Körper, sein Blick war gebrochen. Lisa drehte sich bei diesem Anblick das Herz im Leib um. Sie streichelte seinen Kopf. Ob der Rappe das noch spĂŒrte? Was wird in dem Tier jetzt wohl vorgehen? Panik? Nur Schmerz? Resignation?
âLisa, halt bitte den Kopf. Ich gebe zunĂ€chst ein Narkosemittel. So schlĂ€ft er wie zu einer OP. Danach injiziere ich das Gift.â Die Narkose wirkte schnell. Der Rappe fing an zu schwanken, sein Kopf war tief. Er verlagerte sein Gewicht nach hinten, die Hinterbeine knickten ein und der schwere Körper sackte zusammen.
Lisa kniete sich neben das Pferd, nahm den Kopf auf ihren Schoà und streichelte ihn. Dabei schluchzte sie leise in sich hinein. Cilly stand daneben und konnte vor lauter TrÀnen kaum etwas sehen.
âMachâs gut, mein Schwarzer. Danke fĂŒr alles. Es geht dir gleich besser.â Lisa sprach zu ihrem Pferd. âIch werde dich immer in meinem Herzen tragen, du warst etwas ganz Besonderes.â
Der Doc setzte das Tötungsmittel. Es dauerte nur einen Bruchteil an Zeit und das Pferd war tot. …
Dieses â mein Traumpferd war nun von allâ seinen Leiden erlöst. Dass mein Cincinnati jetzt mit vielen anderen Pferdekumpels ĂŒber die groĂe grĂŒne Wiese der Ewigkeit galoppieren konnte, schenkte mir eine heiĂe Welle voller GlĂŒcksgefĂŒhl. In dem Moment, als sich seine Seele auf den Weg machte â genau in diesem Moment â fielen alle Sorgen und Nöte von mir ab und eine befriedigende Ruhe ergriff Besitz von mir.
UnzĂ€hlige Gedankenfilme ĂŒber unsere gemeinsamen Stunden liefen in meinem Kopf. In meinem Herzen hatte das wundervolle Pferd seinen unverrĂŒckbaren Platz. Aber was hatte ich an Bildern, an Fotos, die ihm gerecht wurden? Nichts! Nichts auĂer Fotos eines grasenden Pferdes. Nichts auĂer unscharfen Bildern beim Reiten. Nichts auĂer ein paar Aufnahmen nach einem ausgiebigen Schlammbad. Auf alle FĂ€lle nichts, was seine edle Erscheinung und sein treues Wesen treffend darstellte!
Der Kummer und der Verlust meines vierbeinigen Freundes verlieĂen mich lange nicht. Doch meiner Liebe zu allen anderen Pferden tat das keinen Abbruch. Und so kam eins zum anderen: So wie mir sollte es keiner pferdeliebenden Person mehr ergehen! Einmalige Fotos sollten die Pferde zeigen, wie sie sind und wie sie im Herzen des Menschen leben!
Die Kamera, mit der ich schon viele Jahre Landschaften und die Familie fotografierte, gab es schon. Nun galt es ânurâ noch, die Raffinessen der Fotografie von Pferden zu erlernen. Interessante Lehrjahre begannen. Oft geriet ich an scheinbare Grenzen: zu dunkle Fotos, unscharfe Augen, ausgefressene Farben, zu krasse Kontraste, keine gute Trab- oder Galoppphase … Die Grenzen waren aber eben nur scheinbar. Nichts hĂ€lt mich so schnell auf, wenn eine Idee in meinem Kopf sitzt, die nach Umsetzung schreit. Mein Plan hieĂ âPferdefotografin werdenâ. Nach vielem Lernen, Ausprobieren und Verstehen gelangen bald regelmĂ€Ăig gute Fotos. Die ersten AuftrĂ€ge im Freundeskreis bestĂ€rkten mein Vorhaben. Weiter lernen, weiter Neues probieren, weiteres Verstehen â und das stĂ€ndig â brachten mich ĂŒber viele Jahre dahin, wo ich heute stehe: zur gut gebuchten Fotografin, zur anerkannten Workshop-Leiterin, zur glĂŒcklichen Anbieterin von Reiter- und Pferdefotografie-Reisen. DarĂŒber bin ich sehr glĂŒcklich.
Ich kann aus tiefster Ăberzeugung und aus eigenem Erleben wirklich jedem nur empfehlen: TrĂ€umt nicht euer Leben, lebt euren Traum! Egal was eure Leidenschaft ist, was euer Herz zum Klingen bringt. Vertraut eurem GefĂŒhl! Findet Wege!